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Empfohlen Klettern Von Oberstdorf über Rauhenhalstobel auf die Höfatsnadel (1.761m)

Dieses Thema im Forum "Klettern & Bouldern" wurde erstellt von Thom, 29. Juni 2014.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Ort:
    Isny im Allgäu
    Anspruchsvoller Zustieg durch urigstes Steilgelände, welches kaum Stufungen aufweist. Die Kletterei an der Nadel ist hingegen recht kurz und nur mäßig schwierig.

    Tour-Bewertung:

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    ca. 7,5 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.050 Hm / 10 km
    [​IMG] Schwierigkeit bis IV / T6
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Johannes, Thom

    Bei der Besteigung der Höfatsnadel geht es primär sicher nicht um den reinen Kletterspaß - die knapp 25 Meter gemäßigte Kletterei stehen in keinem Verhältnis zum langen Zustieg - es geht hierbei vielmehr um die Kombination von anspruchsvollem Bergsteigen durch Urgelände und selbst zu versichernder Felskletterei an einem exklusiven Felstürmchen. Das ganze wird noch durch die garantierte Einsamkeit, den Blumenreichtum und die Nähe zur legendären Höfats-Nordwand äußerst pikant gewürzt und verfeinert. Nebenbei gehört die kleine Höfatsnadel zu den exklusivsten Alpinzielen der Allgäuer Alpen. Nun aber genug geschwärmt - kommen wir lieber zu den technischen Daten der Route. Der Zustieg über den Rauhenhalstobel und die darüber gelegenen, ungestuften Grashänge ist wirklich anspruchsvoll, perfekter Tritt und viel Erfahrung in derartigem Gelände sind Grundvoraussetzung. Die Kletterei an der Nadel ist dagegen nicht sonderlich schwer (kurze Stelle IV, sonst III und leichter). Auch gibt es gute Möglichkeiten zur Selbstsicherung, dennoch sollte der nicht immer zuverlässige Fels sensibel angegangen werden. Eine vernünftige Abseilmöglichkeit vom Mini-Gipfel ist vorhanden. Der Abstieg über die Rauhenhalsalpe erfordert ebenfalls perfekte Trittsicherheit und gute Ortskenntnis, es sei denn man legt den Anstieg bereits über diese etwas günstigere Route. Ausgangspunkt ist einer der zahlreichen Parkplätze in der Nähe der Nebelhorn-Talstation, welche allerdings nicht ganz günstig zu haben sind. Danach geht es zu Fuß hinauf ins Oytal.

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    Beim Zustieg über das Oytal sieht das Wetter wenig einladend für eine anspruchsvolle Tour im Höfatsgebiet aus. Generell sollte diese Tour nur bei wirklich trockenen Bedingungen in Angriff genommen werden. Die glatten, ungestuften Grashänge im Gebiet des Rauhenhalstobels sind schon bei besten Verhältnissen recht anspruchsvoll und nicht zu unterschätzen. Im Hintergrund Schneck, Himmelhorn, Großer Wilder und Kleiner Wilder.

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    Blick vom Oytalweg auf Seilhenker, Kleine Höfats und den 2. Gipfel der Höfats. Wir steigen zunächst weiter bis zum Prinzregenten-Kreuz an.

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    Nach dem Prinzregenten-Kreuz kurz über die Oybach-Brücke und auf seichten Trittspuren halb rechts dem unteren Bereich des hier noch milden Rauhenhalstobels entgegen.

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    Anstieg zum Rauhenhalstobel. Knapp links der Bachrunse treffen wir wieder auf deutliche Trittspuren, welche in Folge hinauf zur Rauhenhalsalpe (unsere Abstiegsroute) führen würden.

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    Anstatt nun in Richtung Rauhenhalsalpe auf guter Steigspur nach rechts über den kleinen Bachlauf zu queren, entscheiden wir uns für den Anstieg durch den legendären Rauhenhalstobel. Die Begehbarkeit des Tobels hängt stark von der vorherrschenden Restschneemenge am Rinnengrund bzw. dessen Beschaffenheit ab, evtl. empfiehlt sich sogar die Mitnahme von Steigeisen - diese kommen übrigens auch oft in den steilen Grasflanken weiter oben zum Einsatz.

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    Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Wolkendecke, das nasse und teils äußerst rutschige Gras können sie jedoch an diesem Tag nicht mehr trocknen. Der Blick vom Rauhenhalstobel hinauf zur berühmten Nordwand der Höfats lässt den etwas mühsamen Anstieg gänzlich vergessen!

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    Der Rauhenhalstobel ist aber keineswegs ein Spaziergang, im oberen Teil steilt er bis zu 30 Grad auf. Wir steigen etwa halb links der Bildmitte über Erd- und Grasschrofen in Richtung Erlengebüsch aus.

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    Blick über den Rauhenhalstobel hinab ins Oytal. Obacht vor versteckten Schneebrücken.

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    Sehr steil geht es nun aufwärts. Das Gelände ist gänzlich ungestuft, das Gras zu labil zum Eindrehen, auch der Pickel hält nie wirklich - dazu der nasse Untergrund. Die Anstiege zum Höfats Westgipfel oder über den Ostrücken der Kleinen Höfats sind einfacher! Hoch konzentriert steuern wir das Erlengebüsch an, arbeiten uns durch dieses hindurch ...

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    ... und gelangen auf nicht mehr ganz so steile Grashänge. Aber auch diese sind ohne Eisen nicht wirklich angenehm zu begehen. Eventuell ist es klüger, dem Rauhenhalstobel bis unter die Nordwand der Höfats weiter zu folgen, um dann die letzten Meter hinüber zur Höfatsnadel (wieder Ekelgelände) zu queren.

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    Dann wird das erste Mal der Blick auf unser heutiges Ziel frei - die kleine Höfatsnadel steht recht unauffällig auf der das Rauhenhalstobel zerteilenden Geländerippe.

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    Das Gelände bleibt anspruchsvoll und ungestuft. Zwar wirken die Hänge mit ihrem saftigen Grün gut gangbar, der Grasanteil ist jedoch recht gering. Der Rest der Vegetation bietet allerdings keinen Halt für zwei Schwergewichte wie uns. Recht untypisch für das Höfatsgebiet, muss ich sagen.

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    Der Rückblick von knapp unterhalb der Höfatsnadel über die soeben überschrittenen Grashänge wirkt deutlich zu mild, das Gelände ist nirgends wirklich komfortabel zu begehen, oft verlangt es sensibles Antreten und eine gute Balance.

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    In der kleinen Scharte südlich der Höfatsnadel ist gerade mal genug Platz, dass man sich zu zweit nebeneinander in den Kletterzwirn zwängen kann. Das umliegende Gelände ist eindrucksvoll, der Blick hinüber zur Stiege verrät, dass der Übergang ebenfalls volle Konzentration verlangt.

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    Die Höfatsnadel in voller Pracht: die Kletterroute verläuft an der uns zugewandten Südkante (IV), welche komplett selbst abgesichert werden muss. Einzig allein am Gipfel befinden sich zahlreiche Bandschlingen und Karabiner (+ ein neuer Schraubkarabiner), über welche recht sicher wieder abgeseilt werden kann.

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    Die ersten Meter sind einfach (I-II), zudem kann an markantem Felsköpfchen gleich eine Schlinge gelegt werden. Auf meiner Höhe (rechte Hand) sogleich die zweite Schlinge. Bis hier hin maximal (III+).

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    Im Mittelteil folgt die Schlüsselstelle (IV), ein kurzer Steilaufschwung, danach geht wieder etwas einfacher zur Sache (III). Jedoch ist der Fels in diesem Bereich nicht immer zuverlässig. In einen Felsspalt knapp links der Kante lässt sich prima ein Gr.6 Klemmkeil setzen. Dann weiter hinauf zum Erlengebüsch, hier nochmals eine Bandschlinge platziert und weiter zum Nadelbuch von 1971, welches sich zwei Meter unterm eigentlichen Gipfel in einer Kassette befindet. Seit August 2012 war anscheinend keiner mehr hier oben. Nun kurz (II+) hinauf zum Mini-Gipfelplateau, stehen ist hier kaum möglich und deswegen gleich wieder über den Schraubkarabiner abgeseilt.

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    Auch der Johannes muss natürlich noch hinauf - sicher auch für ihn ein einzigartiges Erlebnis.

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    Weil es so herrlich war - nochmal die Höfatsnadel in bestem Fotolicht.

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    Blick beim Abstieg zurück durchs Rauhenhalstobel auf die grasigen Gesellen gegenüber: Lachenköpfe, Laufbacher Eck, Rotköpfe, Schneck und etwas davor das Himmelhorn. Ganz rechts der Nordgipfel des Großen Wilden.

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    Blick hinüber zur Stiege (III), welche den Übergang zwischen Rauhenhalsgebiet und Oberloch vermittelt. Leider konnten wir an diesem Tag auf Grund der instabilen Wetterverhältnisse nicht mehr hinüber schauen.

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    Rascher Abstieg über die (mittlere) Bachrunse, welche sich bis zu einem steilen Abbruch recht manierlich begehen lässt. Der steilere Wasserfall wird dann auf seichtem Wildwechsel rechts durch dichtes Erlengebüsch umgangen, ...

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    ... bevor wir wieder in die Bachrunse über recht erdigen Hang zurück queren. Danach noch 2-3 mannshohe Stufen im Bachbett hinab geklettert (bis II+) und links hinauf zur von hier aus kaum sichtbaren Trittspur, ...

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    ... welche uns unter den Felswänden hindurch endlich in zahmes Gelände entkommen lässt. Tipp: Anstieg gleich über den Pfad hinauf zur Rauhenhalsalpe legen, das vereinfacht die Orientierung beim Rückweg immens und das Gelände bleibt für den trittsicheren Geher meist gut beherrschbar.

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    Auf erstaunlich ausgeprägter Pfadspur nun einfach hinüber zur idyllisch gelegenen Rauhenhalsalpe.

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    Festivaltour.de macht die erste und einzige Pause. Grund: der Oldie hat Schnappatmung.

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    Rauhenhalsalpe vorm Höfatsmassiv - nur wer genau weiß, wo sich die Höfatsnadel befindet, wird die verschwindet kleine Spitze entdecken.

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    Dank Schäfer gut zu begehen und teils versichert - der Pfad von der Rauhenhalsalpe zurück ins Oytal verlangt ebenfalls ein wenig Trittsicherheit, im Vergleich zum Ekelgelände unter der Nadel fühlt es sich jedoch wie eine komfortable Wanderautobahn an. Am Oytalhaus angekommen gönnen wir uns eine kleine Stärkung sowie die obligatorische Rollerfahrt zurück nach Oberstdorf. That's all folks.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19. November 2023
    Jens, Hoefatssuechtig und Johannes gefällt das.
  2. Benni

    Benni Registrierter Benutzer

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    Stuttgart
    Tolle Tour! Tolle Bilder! Glückwunsch!
     
    Johannes und Thom gefällt das.
  3. Dr. Wolf

    Dr. Wolf Registrierter Benutzer

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    5
    Wieviele Klettermeter sind es denn in etwa? Reicht ein 50m-Einfachseil, wenn man es dann oben am Schrauber umlenkt?
     
  4. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Hallo Dr. Wolf,

    wir hatten damals ein 60 Meter Einfachseil dabei, ich denke es sind vom Stand aus der kleinen Scharte vor der Nadel bis hinauf zum Gipfelchen ca. 22-23 Klettermeter - ohne Garantie. Würde aber sicherheitshalber ein 60m Seil empfehlen. Bitte zudem beachten, dass die eigentlichen Schwierigkeiten und Gefahren nicht nur an der Nadel selbst, sondern auch im Zu- bzw. Abstieg liegen. Viel Erfolg.

    VG Thom
     
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