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Empfohlen Klettern Über die Gütscharkante auf die Madonna (2.262m)

Dieses Thema im Forum "Klettern & Bouldern" wurde erstellt von Thom, 31. August 2022.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Mächtig weiter Zustieg, herrliches Bergambiente, einsamste Kletterei in bestem Fels - genial! Als krönender Abschluss folgt der äußerst luftige und wilde Übergang zur Nördlichen Fuckskarspitze.

    [​IMG] Tourenzeit ca. 9,5 Std. / Kletterei ca. 1,0 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.600 Hm / ca. 90 Hm Kletterei / ca. 39 km (davon 26 km mit Bike)
    [​IMG] Schwierigkeit V
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Franzi, Thom

    Die Umgebung des Prinz-Luitpold-Hauses bietet eine Vielzahl an alpinen Unternehmungen und Gipfelzielen für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer - und das sommers wie winters. Zwar zieht der mächtige Hochvogel wohl generell die meiste Aufmerksamkeit auf sich, wobei seine Bergnachbarn eigentlich allesamt bergsteigertechnisch interessanter und anspruchsvoller zu besteigen sind. Dies wurde uns besonders nach dem Anfang 2007 erworbenen Buch "Prinz-Luitpold-Haus DAV-Hüttenführer" von Kristian Rath und Tobias Burger bewusst. Gerade die im Buch beschriebenen großen und wilden Gratüberschreitungen hatten es uns sofort angetan. Naja, zumindest war es äußerst spannend, über derart anspruchsvolle Unternehmungen zu lesen. Zur damaligen Zeit waren solche Touren für uns noch in weiter Ferne - da hieß es erst einmal - üben, üben, üben. Unsere 1. Tour aus diesem Führer war die wunderbare Steilgrasrunde über Giebel, Bärgächtle und Salober - zur damaligen Zeit ein echt aufregendes und ungewohnt einsames Abenteuer, an welches ich noch heute gerne zurück denke. In den darauffolgenden Jahren folgte die Überschreitungen des Wilden Grates, die Begehung des Balkenspitzgrates inklusive der Besteigung des Balken und der Südlichen Fuchskarspitze sowie der großartige und weite Übergang vom Sattelkopf zur Nördlichen Fuchskarspitze. Es gab in diesem Gebiet zwar noch zwei weitere äußerst spannende Überschreitungen, jedoch reizten uns andere Ziele zum damaligen Zeitpunkt dann doch deutlich mehr. So kam es, dass wir lange Zeit nicht mehr in diesem Gebiet unterwegs waren. Aufgrund der im diesem Jahr (2022) zahlreich absolvierten Mehrseillängen-Touren, fiel uns beim Studium der zahlreichen Kletterführer das Massiv der Fuchskarspitzen wieder ins Auge, welches mit seinen schönen Westwänden zahlreiche leichte und mittelschwere Routen bieten kann. Wir wollten uns allerdings zunächst mal die stille Ostseite des Massivs ansehen. Die anspruchsvolle Ostwand der Madonna stand allerdings nicht zur Debatte, für deren Besteigung müsste ich zunächst erstmal ins Trainingslager und mir den 7. Grad im Fels draufschaffen. Die Gütscharkante dagegen klang deutlich entspannter, sie erfordert trotz der nicht allzu hohen Kletterschwierigkeiten (bis V) eine gute Klettertechnik, auch müssen Teile der Route selbst abgesichert werden - aber dazu später mehr. Ausgangspunkt für diese tagesfüllende Unternehmung ist wie so oft der Wanderparkplatz in Hinterstein, von hier geht es mit dem Rad hinauf bis knapp unter die Point-Hütte, wo wir die Bikes deponieren können. Anschließend zu Fuß durchs Bärgündele hinauf in Richtung Prinz-Luitpold-Haus.

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    Auch nach so vielen Jahren hat der Blick beim Anstieg durchs Bärgündeletal hinüber zum Schneck und seiner legendären Ostwand nichts an Schönheit und Imposanz verloren.

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    Vom Bikedepot geht es in gemütlichen zwei Stunden hinauf zum Prinz-Luitpold-Haus und seinem kleinen Badesee. Auf markierten Pfaden geht es weiter hinauf in Richtung Balkenscharte.

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    Der Balken, nach welchem die hochfrequentierte Scharte benannt wurde, kommt bereits in Sicht. Rechts von ihm zieht der Grat der Balkenspitzen in den Himmel hinauf, welche dem guten Bergsteiger eine anspruchsvolle und spannende Überschreitung bis hin zur Kreuzspitze bieten kann.

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    Ankunft in der Balkenscharte. Wir folgen wenige Meter dem Wanderweg weiter Richtung Kalter Winkel, bevor wir dem schmalen und wenig markierten Pfad nach links in Richtung Schrecksee unter die Ostseite des Fuchskarspitzenmassivs wandern.

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    Blick auf die nahegelegene und ureinsame Rosskargruppe, mittig der Große Rosszahn.

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    Nachdem wir den tiefsten Sporn der Südlichen Fuchskarspitze unterwandert haben, steigen wir an geeigneter Stelle weglos hinauf ins Kar. Nach einigen Höhenmetern wird dann der Blick auf die beeindruckende Felsgestalt der Madonna frei. Die Gütscharkante ist schon von hier als feiner, exakt gerade gezogener dunkler Strich erkennbar.

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    Blick hinweg über das Tal des Schwarzwasserbaches hinüber zur Leilachspitze - dem höchsten Gipfel der Tannheimer Berge.

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    Mit zunehmender Höhe wird das Gelände steiler (bis T5). Kurz vor Erreichen des grünen Balkones unter der Ostwand der Madonna - dieser ist sehr gut gangbar - müssen auch das ein oder andere Mal die Hände zur Hilfe genommen werden. Bei Betrieb oben am Grat immer die Steinschlaggefahr im Auge behalten.

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    Nach erreichen des grünen Balkones machen wir am Einstieg zur Ostwand Stand, da sich an der Gütscharkante selbst nichts zum Sichern befindet. Über besten Fels geht es dann immer der Kante (III+) entlang schnell höher, ein 1. Schlaghaken findet sich nach 10 Klettermetern. Im weiteren Verlauf muss mit Camelots selbst gesichert werden, die nächsten 30 Meter sind clean.

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    Noch nie so guten Fels unter den Fingern gehabt. Auf der kompletten Routen konnten wir nur ganze zwei nicht ganz bombenfeste Griffe auffinden - Wahnsinn. Über die gutgriffige Kante geht es weiter hinauf zum Stand mit Munring und Schlaghaken auf erdigem Band. Gut 5 Meter unter diesem Stand lässt sich nochmal ein alter Schlaghaken auffinden.

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    Vom Stand geht es dann etwas sportlicher wie bisher - kurz rechts ausholend - über perfekten Fels die immer steiler werdende Kante empor (V-). Die Kletterei ist für diesen Schwierigkeitsgrad recht technisch, aber auch wunderschön. Einzig allein der Stand ist meiner Meinung nach nicht optimal gesetzt - muss man sich von ihm aus doch ordentlich verrenken, um den Vorsteiger weiter beobachten und auch hören zu können. Da hätte es definitiv bessere Möglichkeiten gegeben.

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    Der Ausstieg der zweiten Seillänge von oben gesehen. Nach etwa der Hälfte der 2. Seillänge steilt die Kante ordentlich auf, die Schlüsselstelle ist bei direktem Durchstieg leicht überhängend (V), aber wunderbar griffig. Sie kann rechts herum etwas leichter umgangen werden - wäre aber sehr schade, wenn man sich die Stellen entgehen lässt.

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    Der Gipfel der Madonna ist erreicht. Hier lässt sich als Vorsteiger gut Stand machen. An diesem Tag sind wir die einzigen Bergsteiger am gesamten Massiv der Fuchskarspitzen - ein echt selten gewordenes Erlebnis. Nach kurzer Pause packen wir unsere Kletterausrüstung wieder in den Rucksack und machen uns an den wilden Übergang zur Nördlichen Fuchskarspitze.

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    Blick auf den nun folgenden Übergang zur Nördlichen Fuchskarspitze. (II-III)

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    Vom Gipfel der Madonna etwas rechtshaltend durch eine fast senkrechten Kamin (II+) und auf geeigneter Linie weiter hinab in die noch tiefe Scharte. Der Fels ist meist ganz vernünftig, die Kletterpassagen sind anhaltend und oft ausgesetzt.

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    Dann geht's gut 25 Meter über zumeist guten Fels sehr luftig in die Scharte vor dem nächsten Gratturm (II-III).

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    Nun halten wir uns eigentlich immer an der Gratkante hinauf bis zum nächsten Turm (II). Die Kletterei ist spannend und wirklich lohnend, erinnert teilweise etwas an den Stuhlwandgrat - geht kaum besser. Hinten links der bekreuzte Gipfel der Nördlichen Fuchskarspitze. Nachdem wir den Gratturm erklommen haben, geht es nun deutlich einfach und etwas weniger ausgesetzt weiter am Grat entlang (I).

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    Letzter Aufschwung hinauf zum Gipfel der Nördlichen Fuchskarspitze (I-II). Dieser könnte auch rechts auf Grasbändern leichter umgangen werden - macht aber eigentlich keinen Sinn. Auch hier ist der Fels sehr gut.

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    Rückblick von kurz unterhalb des Gipfels auf den soeben überschrittenen Gratverlauf bis hin zur Südlichen Fuchskarspitze, links dahinter der mächtige und formschöne, allseits bekannte Hochvogel.

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    Vom Gipfel der Nördlichen Fuchskarspitze düsen wir dann zunächst über den markierten Steig, später über den "Hätzaar-Weg" (kurzer Klettersteig durch die untere Westwand der Nördlichen Fuchskarspitze) hinab zum nahegelegenen Prinz-Luitpold-Haus.

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    Letzter Blick auf die Fuchskarspitzen, bevor wir wieder hinab Richtung Ostrachtal steigen. Mittig, gerade noch so von der Sonne beschienen, der steile Felskopf der Madonna.
     
    Zuletzt bearbeitet: 8. September 2022
    Jens und Tobias gefällt das.
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