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Mittelschwere Bergtour Von Bach auf die Holzgauer Wetterspitze (2.895m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Tobias, 7. August 2009.

  1. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny-Maierhöfen/Reutlingen
    Tour auf die bekannte Rätkalk-Kathedrale durchs wildromantische, wenig begangene Grießlbachtal.

    [​IMG] Gehzeit: ca. 10 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1900Hm
    [​IMG] Schwierigkeit I-II
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Thom, Johannes, Tobi


    Wer findet sie...

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    Aufgenommen im späten Herbst vom Widderstein ist dieses Panorama ein (vielleicht das, neben der Roggspitze) Musterbeispiel einer der außergewöhnlichsten und einzigartigsten Gipfelerscheinungen der Lechtaler Alpen, die noch dazu, ganz nebenbei, schier selbstverständlich das Rätsel um ihre Namensgebung prompt löst: Gleich einer riesigen Kathedrale ragt sie ihren mächtigen Rätkalk-Hals in die Wolken, "kontrolliert" das Wetter - die (Holzgauer) Wetterspitze. Drei Anstiege vereinen sich kurz unterhalb des teilweise einfach zu erkletternden, turmartigen Gipfelaufschwungs: einmal der "Normalanstieg" von Stockach durchs Sulzltal über die Simmshütte, des Weiteren eine Route ab Kaisers, und letztendlich die von uns gewählte, herrliche, aber sehr lange sowie mitunter weglose Alternative aus Bach durchs eindrucksvolle Fallenbacherkar. Somit schließt sich der Kreis in idealer Art und Weise, wenn man vom etwas mühevollen Rückmarsch von Stockach nach Bach einmal absieht, aber das gehört zu einer Rundtour halt einfach oft dazu.

    Route: Bach - Baumgartneralm - Fallenbacherkar - Holzgauer Wetterspitze - Simms-Hütte - Sulzalm - Stockach - Bach


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    Die erste zaghafte Morgendämmerung auf dem Weg zur Baumgartalm.

    Aufgestiegen wird von Bach, Stirnlampen erleichtern das Gehen, da besonders die ersten Meter durch Fichtenwald noch stockdunkel sind.


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    Disteln.

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    Auf dem Versorgungsweg zur Baumgartalm.

    Schon jetzt deutet sich bereits an, was die Fallenbacher Felsszenerie direkt voraus noch zu bieten hat.


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    Die Tajaspitze.

    Mal aus ganz ungewohnter Perspektive. Auf Grund der abweisenden, äußerst steilen Abrüche sowie ihrer Abgelegenheit stellt sie eines der ganz selten bestiegenen Gipfelziele der Lechtaler Alpen dar - zehn Besteigungen pro Saison werden kaum verzeichnet -, zu erreichen nur (= am sichersten, "bequemsten") über die beiden Sonnenkogel und den anschließenden rund zwei Kilometer langen Grat.


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    Typisch Lechtaler.

    Bizarrste, farbenprächtigste Gesteinsformationen - hier die Fallenbacher Spitze (links) und der aus dieser Perspektive absolut unscheinbare, jedoch nur einige Meter niedrigere Fallenbacher Turm (rechts).


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    An der Baumgartalm angekommen.

    Bei knackigem Wandertempo ist die kleine Alpe in gut anderthalb Stunden von Bach aus zu erreichen.


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    Fallenbacherkar voraus.

    Nach der Alm bewegt man sich nur mehr kurz auf Schotter, bereits an einem markanten Felsblock kurz danach beginnt der schmale Pfad zum Fallenbachersee Richtung Talschluss und steilen Karabbruch. Üppigste Vegetation trägt ihren ganz eigenen Teil zur ohnehin grandiosen Landschaft bei.


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    Immer wieder Alpenröschen en masse.

    Das Hochkar wird in Folge über den gut auszumachenden grünen, teils mit Latschen bewachsenen Streifen erstiegen. Hier erfordert der ab und an recht ausgesetzte Pfad Schwindelfreiheit und sicheren Tritt, insbesonders bei Nässe - der erdige Steig wird dann ziemlich glitschig.


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    Übersicht.

    Und ständig begleitet einen der eindrucksvolle Blick über die bereits erwanderten Kilo- und Höhenmeter über das Grießlbachtal. Mittig sind hier außerdem die beiden Sonnenkögel zu sehen.


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    Die Holzgauer Wetterspitze.

    Auf dem Kar angekommen zeigt sie sich zum ersten Mal. Sehr beliebt und frequentiert, durch ihren hohen, hellen und kompakten Rätkalkaufbau auch unter Kletterern - wobei der Ansturm, zum Glück, zumindest nicht auf den hier vorgestellten Zustieg zutrifft: das mag zum einen an dessen Länge, zum anderen an dem weglosen Aufstieg ab dem Fallenbacher Kar liegen -, ist sie eindeutig die Hausherrin im Gebiet.


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    Der Fallenbachersee.

    Er muss zu Beginn des Fallenbacherkars überquert oder umgangen werden.

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    Miniatur-Seenlandschaft. Im näheren Hintergrund die Greitjochspitze.

    Über Geröll geht es nun weglos über ca. 700Hm hinauf. Bereits einige Meter unter uns: Der soeben erwähnte Fallenbacher See mit kleinen, untereinander verbundenen Ablegern, welche in heißen Sommern teils gänzlich versiegen.


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    Die Felsformationen aus der Nähe.

    Die verspielte Farben- und Formenvielfalt der Lechtaler Alpen sucht ihresgleichen!


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    Die Fallenbacher Spitze.

    Rechts ein markantes Felsfenster unterhalb der Zacken, welches von der gegenüberliegenden Seite: der Aufstiegsroute zum Berg, noch deutlicher wird.


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    Am Fallenbacher Ferner angekommen.

    Man hält sich am besten rechts auf der Rippe, steigt dann weiter nach rechts und orientiert sich immer an der spitzen, höchsten Erhebung des geschwungenen Grats. Direkt dahinter trifft man auf den Normalanstieg. Wir Spaten gehen natürlich oberhalb des Eises nach links und frickeln uns recht unangenehm über schwarzes, schier zu Pulver verwittertes Schiefergestein steil nach oben (Linke Bildhälfte unter dem kleinen Gratzacken).


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    In der Geröllflanke oberhalb des Ferners ...

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    ... hier der kümmerliche Rest.

    Vermutlich können nur noch extrem schneereiche Winter das Gletscherchen vor seinem totalen Verschwinden bewahren, indem der weiße Firn das verbliebene Eis vor der Sonneneinstrahlung schützt und fallender Schnee sich zu neuem Eis verdichtet.


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    Auf dem Grat vor der rötlich-bunten Feuerspitze.

    Verantwortlich für ihren logischen Namen sind die roten Hornsteinschichten.

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    Die riesige Freispitze.

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    Wie auch die Wetterspitze ganz eigen:

    Die unverkennbar schlanke Roggspitze am äußersten Rand der Lechtaler Alpen. Danach beginnt bereits das Lechquell-Gebiet. Links - dagegen vielmehr massiv-behäbig: die Vallesinspitze mit den ersten Metern des nach links zum Stanskogel ansetzenden Schwarzen Grates.


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    Von links nach rechts: Hochfrottspitze, Mädelegabel und Trettachspitze.

    Darunter der einzige Gletscher der Allgäuer Alpen - der Schwarzmilzferner auf Seiten Tirols. Auch dieser wird bei gleichbleibender Schmelze die nächsten 30 Jahre nur schwer überdauern. Rückblickend offenbaren Vergleiche mit Bildern aus den ersten Jahrzehnten des 20igsten Jahrhunderts anhand der Eiskante sowie der markanten Felsstrukturen einen geschätzten Stärkeverlust (!) von annähernd 30 Metern...


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    An den steilen Gipfelaufbau heran.

    Der letze Weg führt über Geröll.


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    Eisgepanzert: Die Ötztaler Wildspitze.

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    Rinne.

    Die ersten Meter über grobe Steine sind einfach.

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    Am Kammerloch.

    Die folgenden zehn Meter erfordern den Einsatz der Hände und pendeln im großzügig gestuften Fels zwischen I und unterer II.


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    Schwindelfrei ...

    ... sollte man hingegen schon sein, auch ist ein Steinschlaghelm dringend anzuraten, da etwas weiter oben querende Steiger ganz leicht einiges an Material lostreten können!


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    Leichte Kletterei.

    Dieselbe Passage von oben.


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    "Crux"

    Und wieder einmal hat Blech einen Gipfel erschlossen - hier allerdings angemessen. Ohne diese merkliche Entschärfung würden wohl deutlich weniger Leute den Gipfel betreten bzw. mehr tragische Unglücke geschehen; die häufigen Begehungen haben dem Fels bereits ihre speckigen Stempel aufgedrückt. Ohne das Seil eine ausgesetzte II (auf Grund der wenigen Griffe und Tritte wohl eher mit Tendenz nach oben), mit dagegen kein Problem.

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    Ums Eck.

    Auf viel losem Gestein den letzten kurzen Weg zum höchsten Punkt.

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    Aussicht galore.

    Die folgenden Eindrücke sind der eigentliche Grund für die Besteigung der Holzgauer Wetterspitze; das fantastische Panorama will allerdings erarbeitet werden: beide Anstiege sind lang, jener über die Baumgartalm sogar noch länger (+ Rückweg von Stockach nach Bach), landschaftlich aber deutlich abwechslungsreicher und viel, viel stiller.


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    Hier im Überblick (von links): Stanskogel (Stoanskogel) - Schwarzer Grat - Vallesinspitze.

    Eine brüchig-anspruchsvolle Überschreitung ist möglich.


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    Zentriert:

    Die farblich abermals faszinierende Ruine des Fallenbacher Turmes. Zum nicht leichtfallenden Abschied vom Gipfel hier noch ein schönes Panorama:

    http://www.festivaltour.de/panoramen/Panorama Wetterspitze 4.jpg

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    Langer Abstieg.

    Zuerst über eine sandige Spur durch Geröll, ...


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    ... dann ist nach einiger Zeit unten bereits der Tritt über den wieder grünen Hocker zu erkennen, der ...

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    ... an Flora einiges zu bieten hat. Genau richtig zur Blütezeit des Edelweiß, und das direkt am Wegesrand!

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    Die Simms-Hütte.

    Frederic Simms, seines Zeichens englischer Großindustrieller, hatte bereits vor über einhundert Jahren bei einem Jagdausflug die Notwendigkeit einer Stützpunkthütte für die bequemere Besteigung der Wetterspitze erkannt und seine Hilfe angeboten - erfolgreich, wie man sieht. (Das erklärt auch die Englisch sprechende Schulklasse, welche die Hütte kurz vor uns in Beschlag nimmt und unser Weißbier damit nun zur Sulzlalm vertagt.)


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    Die andere Seite.

    Nach dem Abstieg der Kehren von der Hütte hinab zeigt sich der Berg nochmals in voller Pracht. Wolken sammeln sich meist zuerst im Bereich des Gipfelkörpers - deshalb (wie schon erwähnt) auch Wetterspitze.


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    Wieder auf breiten Wegen.

    Bereits weit in der Ferne kann ungefähr mittig zum letzten Mal die Hütte ausgemacht werden. Nur noch wenige Minuten sind es zur Sulzalm; der Abstieg nach Stockach verläuft auf weiterhin breiten Schotterwegen, hält aber noch eine kleine Sehenswürdigkeit bereit: Mehrere, zum Teil finsterste und feucht-tropfende Tunnel fressen sich eine beachtliche Strecke durch den Fels, angelegt, da hier eine Straße keinen Auftrag mehr gehabt hätte.
     
    Zuletzt bearbeitet: 1. Juli 2015
  2. Alpenindianer

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    Habe die Tour gestern wie von Euch beschrieben gemacht. Fahrzeit von SF einfach 1 h. Pausenzeit 1 h. Reine Gehzeit 8 h.
    Die Höhenmeter müssen sich redlich verdient werden. Der Fallenbacher See war komplett ausgetrocknet. Von dem Fallenbacher Ferner war nur noch ein kleiner Rest zu erahnen. Wie immer bei Euch Tourenbeschreibung top. Was mich noch interessieren würde wäre die Einteilung in die T Stufe. Seht ihr die Tour als T5?
     
  3. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Grüß dich Alpenindianer,

    ich selbst kann mit der T-Skala nicht viel anfangen, weshalb ich sie in meinen Berichten auch nicht mehr heranziehe. Zumindest ist das momentan der Stand. Wenn ich aber mal mit anderen Touren vergleiche, so kann ich mich an kein T5-Gelände erinnern. Der Gipfelaufbau ist ausgesetzt, aber praktisch reine leichte Kletterei, also eigentlich gut mit der UIAA-Skala zu umschreiben. Den Rest würde ich maximal mit T4 bewerten - im Gesamtkonzept also T4/II.

    Gruß, Tobias
     
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