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Schwerer Klettersteig Imster Klettersteig auf Maldonkopf (2.632m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Tobias, 30. September 2008.

  1. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny-Maierhöfen/Reutlingen
    Mächtiger KS mit anspruchsvollen Einzelstellen in festem Fels. Weite Ausblicke; der Abstieg erfordert Vorsicht.

    [​IMG] Gehzeit: ca. 7 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] Strecke: 10-15 km /ca. 1.350 Hm
    [​IMG] Schwierigkeit KS: D
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Tobi, Surg

    Bereits fast zwanzig Jahre alt und noch top in Schuss - das hab ich von mir damals nicht behaupten können. Der Imster KS hingegen schon. Noch heute kann er sich problemlos mit neueren Steigen messen und weiß nebenbei mit kaum verschlissenem Fels zu verblüffen. Den bisher eher unbedeutenden 2632m hohen Maldonkopf hat er jedenfalls zu einem echten Modeziel gemacht, was dem Vergnügen aber - zumindest an ruhigen Tagen - keinen Abbruch tut.

    Kletterschuhe stellen hier eine echte (aber keinesfalls notwendige) Bereicherung dar, zumal die Steigmeter fast ausschließlich durchaus fordernd verlaufen und kaum von Flach- bzw. Gehstücken unterbrochen werden.
    Wir haben die Tour an einem Montag Ende September unternommen, was uns fast absolute Einsamkeit bescherte, und das in einem sonst stark frequentierten Gebiet: besonders das Hahntennjoch (1894m), unser Ausgangspunkt, ist an schönen Wochenenden hoffnungslos überlaufen, bietet aber ansonsten eine gute Ausgangshöhe und einen recht kurzen Anstieg.

    Route: Hahntennjoch - Scharnitzsattel - Imster KS - Maldonkopf - Normalabstieg Engelkar - Scharnitzsattel - Hahntennjoch

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    Dämmerung bei der Anfahrt.


    Die Nordflanken sind schneebedeckt und wir haben verpennt, die Grödel einzupacken, was am Scharnitzsattel speziell im Abstieg sehr unangenehm werden soll.

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    Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen erreichen das Hahntennjoch, ...


    ... wir entkommen aber leider in Eiseskälte Richtung Scharnitzsattel (2441m), der ...

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    ... in einer guten Stunde über einen meist sandigen, die letzten steilen Meter im felsigeren Gelände teilweise durch Bügel und Ketten versicherten Weg schattig erklommen wird. Der Sattel ist hier als sanft geschwungene Kuhle etwa mittig gut auszumachen, ...


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    ... bei genauerem Hinsehen aber alles andere als sanft. Vielmehr der scharf gezahnte Unterkiefer eines Raubtiers. Der teilweise versicherte Felsteil (I) folgt direkt auf den aufstrebenden Schneefleck - im Bild etwa mittig unten - und führt schräg nach links zum Sattel empor.


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    Markante Felsnadel.


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    Ein erster Absatz.


    Allerdings nur ein Hauch von Vorgeschmack auf den Steig ...

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    Klimawechsel.


    Nach kurzer Zeit ist der Sattel erreicht und der sonnige Abstieg zum Einstieg des Klettersteigs beginnt. Dieser Abstieg wird beim Rückweg allerdings zum anstrengenden Gegenanstieg von gut 250m. Über etwa 200m geht es nun in Serpentinen hinab, bevor der Weg, nun nur mehr flach abfallend, ein Geröllfeld und schließlich eine steinige Wiese quert. Nach weiteren 50m Höhenverlust biegt man nach links zum Steig hinauf ab, welcher nach geringem Bergauf (ca. 50Hm) erreicht ist (Einstieg auf ca. 2200m).

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    Und hier die sonnige Rückseite des Sattels, abgelichtet kurz vor dem Einstieg.


    Der Weg zum Sattel zieht sich durch das Geröllfeld und schließlich kräftig ansteigend nach oben.

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    Angekommen.


    Die vom Wiesenende nach schräg links aufsteigende vorderste Rippe ist bereits eine Sektion des Steiges. Das Schild an ihrem Fuße ist bereits zu erkennen.

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    Am Einstieg:


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    Der erste kurze Aufschwung lässt nicht lange auf sich warten.


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    Schöne Kletterei im guten Fels.


    Direkt geht es am luftigen Grat nach oben, immer wieder folgen kurze, steile Anstiege, auf längere Wandquerungen wird praktisch komplett verzichtet. Wir werden - entgegen einger Topos - nur den für uns markantesten Stellen eine Bewertung zukommen lassen, da eine solche für äußerst winzige schwerere Absätze aus unserer Sicht wenig sinnvoll ist. Bereits jetzt, nur wenige Kletterminuten tief im Steig verborgen, lädt die erste anspruchsvolle, im Nachhinein vielleicht sogar schönste, da herrlich ausgesetzte Passage zum Tanz: Satt auf Reibung stehend muss eine glatte Überdachung mit allerdings nur einmaligem Klinken unter höherer Belastung kurz nach links gequert werden (D).

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    Besagte erste Schlüsselstelle.


    Beim Umgehen des Ecks respektive beim zweiten Klinken findet man bereits wieder guten Tritt. Dennoch: bis dato die kniffligste Stelle, welche bereits etwas Technik als auch einige Armkraft erfordert.

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    Fast allein.


    Weiter geht es steil zum Wandbuch empor. Vor uns nur zwei Leute!

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    Hier wird das Sicherungsseil gewechselt.


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    Am WB.


    Der Muttekopf, 2774m, beeindruckt mit coolen Felsstrukturen, bekannt ist er vor allem wegen seinem Konglomeratgestein der Gosauschichten. Für Kletterer kann er außerdem mit Routen vom dritten bis zum neunten Grad aufwarten. Direkt nach dem WB wird ein sehr kurzer, ganz leicht überhängender Block erklettert. Gerade mal mannshoch bedarf er allerdings keiner extra Wertung.

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    Ende der ersten Sektion.


    Ein flaches Grat- mit darauffolgendem Geh- und Abkletterstück führt zur zweiten Sektion des Klettersteiges. Hier befindet sich auch der Notabstieg. Wer allerdings bisher keine Probleme hatte und noch über gute Reserven verfügt, der sollte sich den nun folgenden Kletterspaß nicht entgehen lassen: es folgt - wie bereits gesagt - ein kurzes Stück zu Fuß und eine kleine Abkletterei zum Beginn des zweiten, anspruchsvolleren Teils. Wer will bzw. muss, kann die Tour hier vorzeitig beenden und nach rechts durch Geröll ins Engelkar absteigen. Die zwei Bergsteiger vor uns befinden sich gerade in der offiziellen Schlüsselstelle.

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    Kurzer, glatter Abstieg zum zweiten Abschnitt.


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    Der weitere Seilverlauf.


    Hier beginnt der Steig zum wahren Vergnügen zu werden. An perfektem Kalk leitet das Seil in anregender und ausgesetzter Führe nach oben. Exakt am Einstieg schwenkt es nach rechts (C) und strebt bald, von guten Tritten und Griffen in einem deutlichen Riss begleitet, steil empor (C/D) und schließlich unschwierig ums Eck, direkt zur nächsten Herausforderung.

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    Simon im oberen Teil.


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    Dieselbe Stelle von oben.


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    Beginn der fast senkrechten Schlüsselstelle, ...


    ... die durch Eisentritte entschärft wurde (ca. 10m). Toll: Wer mag - was speziell für Leute mit Kletterschuhen interessant ist - kann auf die Bügel verzichten und den fein strukturierten Fels (auf den Bildern ganz gut erkennbar) ausnutzen. Bis hierher eine komfortable D, ober eine echte, denn: nach den Trittbügeln geht es ohne solche unmittelbar steil weiter, ein kleiner Abschnitt im oberen Bereich erforderd nochmals kräftiges Zupacken, spärliche Tritte sind hinlänglich vorhanden. Es folgt ein kurzes Durchatmen, bevor über ein kleines Wändchen der Gipfel des Maldonkopfs, 2632m, erreicht wird und einen fantastisch umfassenden Rundumblick gewährt. Das ging alles viel zu schnell! Schöne Genusskletterei!

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    Fotopause.


    Die Bügel bieten durchwegs sicheren Stand zu welcher Aktivität auch immer...

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    Der letzte kurze Aufschwung vor dem Gipfel.


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    Im Hintergrund der Hochvogel, im Vordergrund die Rotwand mit im unteren Teil nach links abfallenden Lawinenverbauungen.


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    Abschlussklettereien.


    Der Abstieg steht an und erweist sich im oberen Teil als echt spannend und mittlerweile vorbildlich versichert.

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    Schutthang.


    Der untere Teil des Abstiegs ist stark durch Steinschlag bedroht. Vorsicht bei großem Betrieb! Wir haben das Glück, heute beim Abstieg allein zu sein, was uns eine lustige "Abfahrt" auf teils feinem, gleitendem Schutt erlaubt.

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    Das Tiroler Inntal.


    Hier unten liegt Imst, von wo aus der Steig einfacher mit Gondelunterstützung zu erreichen ist. Wer´s mag... Ach ja, der Abstieg - Verzeihung - die Abfahrt kann teilweise mit einer Rodelbahn bewerkstelligt werden. Und nun der Rückweg: Wie gehabt geht es wieder über den Scharnitzsattel, der bei dünner Schnee- und Eisauflage ohne Grödel recht heikel zu begehen ist, hinab zum Hahntennjoch.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 2. März 2015
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  2. Frage zur Bergtour: Imster Klettersteig auf Maldonkopf

    Hallo,
    insbesondere wegen der erwähnten "Schneeverhältnisse" wäre für mich interessant, wann die Begehung stattfand.
    Gruß
    Marc
     
  3. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Hallo Marc,

    wie in der Einleitung erwähnt, waren wir Ende September 2008 am Steig, ich meine, es war der 30.09.2008. Zwei Tage zuvor hatte es nachts geschneit und nordseitig war der Schnee liegen geblieben. Momentan ist der KS abzuraten, da es bis auf 2000 Meter runtergeschneit hat (Stand: 26.07.11).
     
  4. Thom

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    11 Jahre nach Tobis und Surgs Begehung des Imster Klettersteiges - einer der schönsten Klettersteige der Nördlichen Kalkalpen - konnten Franzi und ich auch endlich diese herrliche Steiganlage erkunden. Der zuletzt 2018 renovierte Steig befindet sich in tadellosem Zustand und entspricht - abgesehen von einer neuen Seilbrücke, welche aber auch umgangen werden kann - der von Tobi und Surg beschriebenen Routenführung. Es folgen einige aktuelle Bilder:

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    Blick beim Zustieg zum Scharnitzsattel auf Habart, Hochpleisspitze und Falschkogel, dahinter die formschöne Namloser Wetterspitze.

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    Kleine Steiganlage kurz unterhalb des Scharnitzsattels.

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    Blick vom Scharnitzsattel Richtung Nordwesten auf den gewaltigen NW-Grat des Muttekopfes und der weit entfernten Hornbachkette.

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    Nach einer guten Stunden kommen wir im Scharnitzsattel an.

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    Wir steigen einige Kehren in Richtung Südosten ab, bevor wir auf seichter Spur das weite Geröllkar hinüber zum Einstieg des Klettersteiges queren.

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    Von unten weg geht es in moderatem Schwierigkeitsgrad über eine herrliche langgezogene und steile Kalkkante empor (B/C bzw. C). Perfektes Warmup für den weiteren Steig.

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    Danach geht's plattig um ein steiles, wunderbar ausgesetztes Eck (C/D).

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    Anschließend folgt deutlich leichteres Kraxelgelände.

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    Die 2018 eingebaute Seilbrücke erfordert ein gutes Gleichgewicht (C).

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    Nach der Seilbrücke geht es steil weiter über eine Kalkkante empor (C).

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    Es folgt eine kurze aber sehr steile Platte (D), welche einiges an Unterarmkraft verlangt.

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    Rückblick zur Seilbrücke.

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    Ausblicke Richtung Süden.

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    Der erste Abschnitt des Klettersteiges endet mit einem kurzen, brösligen Gehstück.

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    Schaustück des Imter Klettersteiges, die fast senkrecht aufgestellte helle Kalktafel. Zunächst geht es aber recht einfach (A/B) einige Meter hinab in eine Scharte vorder markanten Platte.

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    Aufstieg über die traumhaft gute Kalkplatte (D) - viel besser geht es nicht!

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    Hinter einer Ecke lauert dann die "Schlüsselstelle" (D). Aufgrund der zahlreichen Trittbügel aber recht gut machbar und nie und nimmer mit (D/E) zu bewerten.

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    Blick zurück über die einstige Schlüsselstelle des Imster Klettersteiges.

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    Hier die eigentliche Schlüsselstelle des Steiges - der Runout der einstiges Schlüsselstelle sozusagen. Steil, trittarm und ohne Trittbügel - es bleibt aber auch hier bei einer zugegeben kräftigen (D)-Stelle.

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    Schlussetappe: in der Bildmitte ist schon das kleine Gipfelkreuz des Maldonkopfes zu sehen.

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    Das Gelände bleibt spannend, es folgt sogar nochmal eine weiter (D)-Stelle.

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    Die letzten Meter hinauf zum Gipfel.

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    Am Gipfel des Maldonkopfes.

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    Auch der Abstieg vom Maldonkopf bleibt zunächst spannend. (bis C)

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    Über sichtbares Geröllfeld wird abgeglitten, danach folgt der etwas zähe Wiederanstieg zum Scharnitzsattel.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Oktober 2019
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