Empfohlen Klettern Hoher Straussberg - kompletter Westgrat (IV-)

Dieses Thema im Forum "Klettern & Bouldern" wurde erstellt von Thom, 11. August 2024.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Nette und leichte, dennoch etwas alpin angehauchte Kletterei in meist ganz vernünftigem Fels. Ausblicke und landschaftliche Eindrücke sind allerdings malerisch und kaum zu toppen.

    [​IMG] Tourenzeit ca. 7 Std. / Kletterei ca. 3 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.100 Hm / ca. 150 Hm Kletterei
    [​IMG] Schwierigkeit IV-
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Franzi, Tobi, Thom

    Ein herrlicher Sommertag stand bevor und wir wollten uns an diesem Wochenende eine entspannte Klettertour gönnen, weshalb unsere Wahl auf den Westgrat des Straußberges viel. Zudem wollten wir unbedingt auskundschaften, ob der gesamten Grat sich auch ohne Seil durchführen lassen würde, laut neuster Topo liegen zwei Passagen immerhin im glatten 4. Schwierigkeitsgrad. Vor allem die ersten zwei Seillängen waren dabei von Interesse, werden diese doch zumeist von anderen Tourengehren über die etwas südlicher gelegene Grasschrofenrinne umgangen. Vorweg vielleicht gleich ein Fazit: für Neueinsteiger ist die Kletterroute eigentlich zu alpin, für Erfahrenere deutlich zu einfach. Kennt man den Routenverlauf und kommt mit den geforderten Schwierigkeiten bis IV- und dem nicht immer ganz zuverlässigen Fels klar, so ist eine freie Begehung die wohl lohnendste Variante - wenn man denn derartige Freikletterei sicher beherrscht. In Gänze kann der Westgrat des Hohen Straußberges auch nicht ganz mit vergleichbaren Unternehmungen wie Säuling-Ostgrat oder Gehrenspitze-Westgrat mithalten. Die anspruchsvollen Stellen sind recht überschaubar, die Qualität des Gesteins eine ganze Ecke brüchiger und unzuverlässiger. Aufgrund der herrlichen Ausblicke und Einsamkeit aber durchaus ein lohnendes Ziel für alle Interessierten. Wir starten unsere Tour im Ammerwald an einem der wenigen Parkplätze unweit des Hotelkomplexes. Von dort geht es über den Jägersteig hinauf zu Alpe-Jägerhütte.

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    Ankunft an den Jagd- und DAV-Hütten im Ochsenängerle. Im Hintergrund thront schon der Hohe Straußenberg. Wir folgen der hier sichtbaren Forststraße ca. 200 Höhenmeter hinab - immer begleitet von der teils sich tief in den Grund grabenden Pöllat.

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    Die Pöllat lässt sich anschließend an seichter Stelle gut überqueren und wir steigen in Folge über den markierten "Schartensteig" hinauf zwischen Hoher Straußenberg und Bennaköpfl.

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    Der wenig frequentierte Steig leitet uns direkt unter den teils beeindruckenden Westabstürzen des Hohen Straußberges entlang. Mit zunehmender Höhe wir die Aussicht immer besser. Knapp unterhalb der Scharte verlassen wir den Weg nach rechts und steigen hinüber zu den nahen Felswänden, wo wir prompt auf den Bohrhaken unter der markanten nach rechts oben laufenden Rampe treffen, welcher den Routenbeginn markiert.

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    Start in die diagonale Rampe (III+), hier findet man zwei gebohrte Zwischenhaken, im Mittelteil wird sie etwas abdrängend, bei einer seilfreien Begehung heißt es hier schon Obacht geben.

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    Blick vom zweiten Stand hinab zum ersten. Die 2. Seillänge ist sehr schrofig, die Felsanteile müssen stets auf ihren festen Halt geprüft werden. Es geht etwa 10 Meter in der markanten Grasrinne nach oben (II) um anschließend zur kurzen Felsverschneidung knapp unterhalb des zweiten Standes zu gelangen. Die Schwierigkeiten lagen auf unserer Route bei maximal (III/III+).

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    Blick von unten in die trotz Schrofen recht steile 2. Seillänge. Der zweite Stand liegt zwischen den beiden Felsköpfen rechts der tiefsten Einschartung. Zwischensicherungen sucht man hier vergebens, die Seillänge lässt sich aber vernünftig mit einem 1er-Camelot absichern.

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    Von gegenüber grüßt der Säuling mit seinem herrlichen Ostgrat. Die dritte Seillänge ist leicht (I-II) und kurz, wir entscheiden uns aber am Stand etwa fünf Meter auf komfortablem Grasband vorbei zu gehen und an einem alten aber sehr soliden Haken Stand zu beziehen. Der Vorteil liegt auf der Hand: man klettert die 4. Seillänge dann in Sicht- und Hörweite der Begleiter, was ich immer noch als angenehm empfinde.

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    Die vierte Seillänge ist dann mit der Schlüsselstelle gespickt, es geht über soliden aber nicht immer ganz festen Fels hinauf unter den Grat und sehr steil (IV-) über Blockwerk auf diesen. Die in der Topo des neuen Ammergauer Kletterführer vergebene (IV+) wird für unser Dafürhalten nicht erreicht.

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    Am sonnenüberfluteten Westgrat geht es nun in hübscher Linie weiter dem Gipfel entgegen. Die Schwierigkeiten liegen stets zwischen dem II. und III. Grat. Der Fels ist teilweise etwas brüchig. Die 6. Seillänge führt uns direkt ans Gratbuch ...

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    ... und etwas rechts ausholend über eine kleine Sanduhr und gute Griffe auf den folgenden Gratturm, hinter welchem wir Stand an einem Felsblock machen. Hat wieder den Vorteil, das man sich in der 7. Seillänge sieht und hört.

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    Blick aus der siebten Seillänge hinab zu unserem improvisierten Stand hinter dem Gratturm.

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    Die siebte Seillänge (IV-), welche uns über gutgriffige Heckelplatten leitet, gehört zur schönsten Passagen am gesamten Westgrat. Aber auch hier ist nicht jeder Griff fest. Dennoch macht diese Länge viel Spaß und lässt sich gut mit Cams absichern. Zudem finden wir auf halber Höhe einen alten, sehr soliden Schlaghaken. Um so weiter rechts man diese Passage angeht, umso schwieriger wird das Ganze.

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    Anschließend geht es merklich leichter und ohne Seil immer an der Grathöhe (I-II) entlang aussichtsreich dem Gipfel entgegen. Im Hintergrund das ungleiche Pärchen von Gabelschrofen und Krähe.

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    Einsame Gipfelrast am Hohen Straußberg - mit Sicherheit ein sehr seltenes Phänomen.

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    Über die uns schon von einer früheren Begehung bekannten Südschneise steigen wir zurück zu den Jagdhütten im Ochsenängerle. Bestimmt kommen wir bald für einen Freikletterversuch wieder ...
     
    Zuletzt bearbeitet: 12. September 2024