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Mittelschwere Bergtour Bettlerspitze (2.272m) und Wangspitze (1.873m) über den Bettlertritt

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Tobias, 20. Mai 2011.

  1. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny-Maierhöfen/Reutlingen
    Wild, steil, brüchig. Eine Rundtour auf eine ultraeinsame Aussichtskanzel im herrlichen Lechquellgebirge, garniert mit entspannendem Finale auf der zahmen Wangspitze.

    [​IMG] Gehzeit: ca. 8,5 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] Strecke ca. 1750 Hm
    [​IMG] Schwierigkeit I-II
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung (für erfahrene Bergsteiger)

    [​IMG] Tourengänger: Tobias

    Die karg-zerzauste und weltabgeschiedene Felsödnis des verkarsteten Disner- und Gadnergschröfs darf mit Sicherheit als eines der spektakulärsten und bizarrsten Landschaftsbilder des kleinen Lechquellgebirges betrachtet werden, und ihre Bergumrahmung, angefangen bei der Disnerhöhe mit mächtigem Rücken zum unverwechselbaren Steilgrasriesen Feuerstein, sich fortsetzend in Bratschenwand, Bratschenkopf, Johannesköpfe, Schwarze Wand, Hirschenspitze, Misthaufen, Gadnerköpfe, Klesenzahörner, Bettlerspitze, Matona und schließlich, sanfter werdend, Wangspitze, umfasst fast zur Gänze die einsamsten, zumeist unerschlossenen und teilweise auch äußerst anspruchsvollen Ziele und ergibt somit sommers wie winters ein Juwel für einige wenige Individualbergsteiger. Lange, oft mühsame und fordernde wie komplett weglose Anstiege ab den Alpen werden am Ausnahmestatus der meisten dieser Gipfel in großartiger Urlandschaft auch nichts ändern. Zehn Gipfelbucheinträge seit 1999 auf der Bettlerspitze (die beiden Buchstifter waren zweimal oben) sprechen für sich. Auch wenn die klettertechnischen Anforderungen am hier vorgestellten Hauptdolomit-Massiv eher gering sind - bei geschickter Routenwahl gehts ohne -, so fordert allein das steile, meist brüchig-splittrige Mix-Gelände großen Respekt und Erfahrung sowie die Fähigkeit zur langen Konzentration und Orientierung in den wilden Halden. Das komplette Repertoire im extremen Gehgelände muss jedenfalls sitzen, dann steht einem großen Bergtag in absoluter Stille nichts mehr im Wege. Den ebenfalls herrlichen Aussichtsgipfel der einfachen Wangspitze gibts bei dieser Runde sozusagen gratis obendrauf - zum "Runterkommen", wenn man so will ...

    Route: Buchboden - Rinderer Alpe - Klesenza Alpe - Bettlertritt - Bettlerspitze - Matona Alpe - Wangjöchle - Wangspitze - Wangjöchle - Rinderer Alpe - Buchboden


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    Rindereralpe.

    Vom kleinen Parkplatz neben der Kirche in Buchboden ist sie besonders per Rad recht schnell zu erreichen. Ein solches ist defintiv sinnvoll, da aus dem späteren Abstieg über den Versorgungsweg so eine zeit- und fußsparende Abfahrt wird. Nächstes Ziel: Klesenza Alpe.


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    Rote Wand und Madratsch ...

    ... so darf ein "Talschluss" ausschaun.

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    Klesenza Alpe.

    Hier beginnt dann der Anstieg zum Bettlertritt.

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    Bettlertritt-Scharte.

    Diese markante Felsschneise zwischen Bettlerspitze und Klesenzahörnern ermöglicht einen Durchschlupf ins Gadner- und Disnergschröf. Abgesehen von Jadg- und Hirtensteigen im unteren Teil verläuft der Anstieg weglos. Führe: ca. 50 Meter an der Alpe vorbei und gerade über die Wiesen auf die Latschen zu. (Deutlich weiter rechts eine auffallende runde Felsnadeln im Latschendickicht.) Ich stoße exakt hier auf eine gut nachvollziehbare Pfadspur durch den Latschenbewuchs. Ziel ist die mit hellen Gesteinsbrocken gefüllte Rinne etwas links des begrasten Schrofenkegels.


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    Latschensaum.

    Auch ohne Pfadspur ist er durch die verschiedenen Gassen sicher leicht zu überwinden. Weiter geht es auf durchaus angenehm zu begehendem Geröll.

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    Logischer Wegverlauf.

    Immer dem Schutt nach links folgen. Die bald darauf ansetztende Gesteinsrinne wird vorteilhaft auf ihrer linken Seite erstiegen. (Auch ein Begehen der Rinne - so im AVF vorgeschlagen - ist möglich.)

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    Linksseitig der Rinne.

    Meine Querung an dieser Stelle über die Rinne in die unteren Schrofen des Graskegels muss ich im Nachhinein ernsthaft hinterfragen und kann sie auch nicht guten Gewissens weiterempfehlen: Anfangs noch moderat ansteigend findet man sich bald in höchst anspruchsvollem, beispielslos brüchigem und unübersichtlichem Steilgelände wieder (I-II), das wirklich nicht den geringsten Patzer zulässt und auch beim ambitionierten Steiger ein gewissen Unbehagen auslöst. Mein Tipp: Die Rinne bzw. ihren linken, noch bewachsenen Teil bis hart gegen die riesigen Felsabbrüche der Bettlerspitze weiterverfolgen und versuchen, den Graskegel nach rechts hinauf zu ersteigen. (Nachtrag: So ist der Anstieg auch in Walther Flaigs Lechquell- bzw. Bregenzerwaldführer vorgesehen.)

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    Rot: Nicht zu empfehlen und gefährlich!; Gelb: Ziemlich sicher der vorgesehene Normalanstieg. Kann nur besser werden.

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    Einstieg in den Bruch.

    Zuerst noch ordentlich gangbar wirds nach oben immer steiler und brüchiger. Machbar, jedoch genussbefreit, heikel und kaum anzuraten.

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    Im unteren Bruchgelände des Schrofenkegels.

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    Tiefblick vom bereits recht steilen Graskegel.

    Dieser ist gut gestuft und problemlos zu begehen.

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    Anstehende Querung.

    Vom kleinen, einzelnen Rasenfleck quert man einigermaßen ausgesetzt die Felsen nach rechts.
    Eventuelle Alternative: Bereits etwas unterhalb des Fotostandpunktes über Grastritte nach rechts hinab in die Rinne steigen.


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    Abschüssiges Gelände.

    Auf einer Art Band kann man zur Schartenrinne steigen. Ums Eck ...

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    ... wirds oberhalb eines tiefen, abschüssigen Einrisses noch mal kurz schwieriger, dann ist die Rinne erreicht.

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    In der Schotterrinne hinauf zur Scharte des Bettlertritts.

    Die morsche, schmale Rinne ist ziemlich gut gangbar, die Felswände rechts und links können zum "Anschieben" hilfreich genutzt werden.

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    Gratansatz zur Bettlerspitze direkt von der Scharte.

    Ich ersteige probehalber diesen ersten Aufschwung. Der Grat flacht nochmals komplett ab und steilt sich dann markant auf. Ohne Orts- bzw. Führenkenntnis war mir das zu unsicher. Anscheinend bewegen sich die Schwierigkeiten zwischen II und III. Weiter gehts also nach dem AVF: Einige Meter absteigen, dann nach links Richtung Normalanstieg queren.


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    Feuerstein von der Bettlertritt-Scharte.

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    Rückblick zur Scharte.

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    Anstiegsmöglichkeiten.

    Auf dieser Geländerippe möchte ich versuchen, weiter anzusteigen. Direkt darunter (also parallel rechts, wenn man auf der Rippe emporsteigt) liegt der Normalanstieg, auch er ist zu erreichen. Mir sollen die schneebedeckten Flanken allerdings als Abstieg dienen. Die Rippe bietet - wie bereits hier zu sehen - steiles, oft von Schotter bedecktes oder erdiges Gras-Schrofengelände. An der Schneide sind Kraxeleien zwischen I und II zu ernten, die auch weiter unten steil und ausgesetzt umgangen werden können.

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    Auf der Rippe.

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    Rückblick.

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    Schlussetappe.

    Genau hier stößt die steile Flanke des Normal"weges" von rechts unten kommend hinzu. Weiter geht es über steiles und oft bröseliges Grasschrofengelände, praktisch direkt in der Linie der drei Schneefelder.

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    Im Gras unterhalb des Grates.

    Nein, Fußball spielen kann man hier nicht. Einfach so mal hoch- und runtereiern ist nicht. Jeder Tritt muss akkurat gesetzt werden, auch wenn es natürlich noch deutlich steiler geht ...


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    Am Grat; die soeben gemeisterte Flanke im Überblick.

    Schön zu sehen ist auch die kleine Variante über die steile Rippe.


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    Letzter Aufschwung zum absolut einsamen Gipfel.

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    Gipfel Bettlerspitze.

    Im kleinen Steinmann findet sich ein leider nasses Gipfelbuch von 1999 mit einer Hand voll Einträgen. Wer hochgeht, der kann eine Tüte mitnehmen, um das Buch im stabilen Metallkasten zusätzlich einzuwickeln!


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    Markant: Der Misthaufen, schwach dahinter die anspruchsvolle Hirschenspitze. Links die Aufbauten der Schwarzen Wand.

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    Einsamkeitsgipfel über dem Disnergschröf. Etwas rechts der Westliche Johanneskopf, vorgelagert die markanten Disnertürme. Dann Bratschenkopf und -wand.

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    Feuerstein.

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    Zitterklapfen.

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    Widderstein? Nee, Hochkünzelspitze ...

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    Tief verschneiter Blickfang: Die Rote Wand ...

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    ... und ihr kaum besuchter, anspruchsvoller Nachbar, der Madratsch, der mit unverkennbarem Doppelgipfel lockt ... oder droht.

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    Schneeabfahrt ...

    ... vom Rippenabsatz. Wer über Wangjöchle oder Gadenalpe ansteigt, der kommt hier hoch. Nun gilt es, die Matonaalpe zu erreichen.


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    Die einmalige Matona.

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    Matonaalpe.

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    Aufstiegs- bzw. Abstiegsübersicht.

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    Hier von gegenüber ...

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    ... mit den groben Routen. Gelb: Querung von der Bettlertritt-Scharte und Rippenanstieg; Pink: Normalanstieg.

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    An der Matonaalpe mit Blick hinauf zum zu erreichenden Wangjöchle.

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    Am Wangjöchle.

    Die Mitnahme der nur 15 Minuten entfernten Wangspitze ist fast schon verpflichtend.

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    Gipfel Wangspitze.

    Sie ist einfach zu erreichen und dementsprechend häufig besucht; von überrannt darf dennoch keine Rede sein.


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    Geniale Eindrücke ...

    ... auch von der Wangspitze! Von vorne: Matonakopf, Hutla- und Bettlerspitze, Klesenzahörner.

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    Abstieg vom Wangjöchle.

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    Reste der Wangalpe.

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    Abbrüche der Matona.

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    Wieder an der Rindereralpe.

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    Frühlingswiese und Madratsch.

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    Dreigangmonster. Haltet, ihr dürren Reifen. Die Höfats mag es ganz gerne, nach Gerstruben ist ja auch alles geteert, und bergab rollen alle Räder. Bergauf ist nach 100 Meter ein Sauerstoffzelt hilfreich, aber man kann ja schieben.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8. April 2014
  2. Frage zur Bergtour: Bettlerspitze und Wangspitze über den Bettlertr

    Der auf einem Bild fälschlicherweise als Widderstein bezeichnete Berg ist die Hochkünzelspitze. Der Beitrag ist trotzdem super!
    Gruß, Günther
     
  3. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Hallo Günther,

    du hast natürlich Recht. Danke für den Hinweis, solche Fehler schleichen sich beim Beschriften leider immer wieder ganz schnell ein ...
     
    Zuletzt bearbeitet: 10. Juni 2011