Empfohlen Klettern Ebbe und Flut (VI-) am Angererkopf

Dieses Thema im Forum "Klettern & Bouldern" wurde erstellt von Thom, 26. Juni 2025.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

    Registriert seit:
    17. September 2008
    Beiträge:
    5.770
    Bilder:
    9.019
    Ort:
    Isny im Allgäu
    Wilde und sehr steile Kletterei in oft bombenfestem Fels. Wird nur selten wiederholt. An- und Abstieg erfordern alpines Geschick und perfekte Trittsicherheit.

    [​IMG] Tourenzeit ca. 7 Std. / Kletterei ca. 2,5 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.450 Hm / ca. 200 Hm Kletterei
    [​IMG] Schwierigkeit VI-
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Tobi, Thom

    Überfliegt man in den gängigen Führerwerken den recht karg ausfallenden Bericht zu dieser Mehrseillänge an der Südwand des Angererkopfes, so könnte der ein oder andere Hobbykletterer durchaus auf die Idee kommen, dass diese Klettertour für den doch recht weiten Zustieg etwas zu kurz geraten und aufgrund des moderaten Schwierigkeitsgrades eventuell etwas zu trivial und wenig spannend sein könnte. Man sollte sich aber vom braven Eindruck auf Papier nicht in die Irre führen lassen. Schon der Zustieg hinauf zum Klettereinstieg ist alpin anspruchsvoll, verlangt sogar etwas Orientierungssinn, die Kletterei selbst ist für den Schwierigkeitsgrad ungewöhnlich steil und würzig. Gefühlt nimmt die Route jedes Dächlein und jeden Bauch mit, welchen die Südwand des Angererkopfes in diesem Bereich zu bieten hat. A-Nullen ist aufgrund der weiteren Hakenabstände auch nicht wirklich möglich, weshalb wir diese Route nur sicheren 6er-Kletterern empfehlen möchten, damit die Kletterei auch in voll Zügen genossen werden kann. Zudem würden wir die kurze Schlüsselstelle über dem 3. Haken in der vierten Seillänge mit hart (VI-) bewerten, der fünfte Schwierigkeitsgrad wird hier definitiv überreizt. Die 5. Seillänge bietet die Möglichkeit eines direkten Gipfelausstieges, Bohrhaken sind hingegen vieler Angaben vorhanden, allerdings ist die (IV+) nochmal sportlich knackig für den angegebenen Schwierigkeitsgrad. Wie auch bei der Begehung des Poltergeistes sollte der Abstieg vom Angererkopfgipfel zurück zum Wanderweg unterhalb der Südwand keineswegs unterschätzt werden. Perfekte Trittsicherheit in steilen Bröselschrofen ist hier unverzichtbar. Als Ausgangspunkt für unsere Unternehmung wählen wir dieses Mal den Parkplatz an der Fellhornbahn hinter Oberstdorf und fahren mit den Bikes durchs "renaturierte" Rappenalptal hinauf zur noch weit entfernten Speicherhütte der Haldenwang-Alpe.

    [​IMG]

    Weit und eindrücklich ist die Fahrt mit den Bikes hinauf ins langgezogene Rappenalptal.

    [​IMG]

    Der Zustieg hinauf zum Angererkopf ist bei der sommerlichen Hitze, dem Klettergepäck und den von der gestrigen Bergtour noch etwas schweren Beinen recht anstrengend, obwohl nur knapp 600Hm zu überwinden sind.

    [​IMG]

    Das Zustiegsgelände zur Kletterroute. Wohl auch ein Grund für die sehr geringe Anzahl an Begehungen bisher.

    [​IMG]

    An gut sichtbarem Munring geht es dann los. Die erste Seillänge startet kurz brav, dann dürfen gleich mal zum Auftakt zwei steile Balkone (V+) überklettert werden. Auf der Bohrhakenlinie echt knackig. Der zweite Aufschwung fiel mir hier ein ticken schwerer, als der erste. Es kann auch nach links "ausgezwickt" werden.

    [​IMG]

    Blick vom Stand (einzelner, großer Klebehaken) hinab auf die 1. Seillänge.

    [​IMG]

    Die zweite Seillänge startet in Grasschrofen, überklettert den wuchtigen Felsklotz in Bildmitte und führt nicht ganz trivial durch die steile Verschneidung (IV+) hinauf zum nächsten Stand.

    [​IMG]

    In der 3. Seillänge darf dann eine Bilderbuchverschneidung erklettert werden (V-/V). Diese führt uns in anregend steiler Kletterei direkt unter den überhängenden Felskopf in Bildmitte ...

    [​IMG]

    ... und leitet uns nach links über etwas plattigere Wandkletterei hinauf zum bequemen Stand auf Band.

    [​IMG]

    Die 4. Seillänge wirkt mit ihren unzähligen Dächern wild und furchteinflößend. Der Fels ist aber zumeist vorzüglich und großgriffig, bietet herrliche Kletterei. In Gänze dennoch kein 5. Schwierigkeitsgrad mehr. Besonders die etwas knifflige und recht griffarme Stelle um den 3. Bohrhaken herum muss mit hart (VI-) bewertet werden. Die ca. 25 Meter Steilfels hinterlassen definitiv einen bleibenden Eindruck bei Hobbykletterern.

    [​IMG]

    Leider haben wir kein Foto vom Überhang (IV+) aus der 5. Seillänge. Hier darf aber auch nochmal kräftig zugepackt werden. Der hier sichtbare Runout ist sehr schrofig und steinschlaggefährdet.

    [​IMG]

    Am Gipfel des Angererkopfes mit der gewohnt überragenden Aussicht auf den Allgäuer Hauptkamm.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18. Juli 2025