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Empfohlen Schwere Bergtour Künzelturm (2.165m) und Niedere Künzelspitze (2.156m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 27. August 2022.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Ort:
    Isny im Allgäu
    Einsame und spannungsgeladene Tour auf zwei nur sehr selten besuchte, recht eigenwillige Gipfel des Lechquellengebirges. Hierbei müssen bis zu 60° steile Grasflanken im Auf- wie auch im Abstieg sicher beherrscht werden.

    Tour-Bewertung:

    [​IMG] knapp 7 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.500 Hm / 15,5 km
    [​IMG]Schwierigkeit I / T6
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung (nur für Individualisten)

    [​IMG]Tourengänger: Tobi, Franzi, Thom

    Vielen Bergbegeisterten werden diese zwei kecken Gipfel schon mal bei der Befahrung der Hochtannbergstraße ins Auge gefallen sein, hat man doch knapp unterhalb von Schröcken von der ausladenden "Brückenkurve" einen sehr beeindruckenden Blick zu den fast in greifbarer Nähe befindlichen Gipfeln mit ihren äußerst schroffen Ostabbrüchen. Aber nicht nur optisch sondern auch bergsteigertechnisch machen diese zwei Berge des Lechquellengebirges ordentlich was her. Besonders bei der Besteigung des Künzelturmes sind perfekte Trittsicherheit in sehr steilen, kurzzeitig auch äußerst steilen Grasflanke sowie ein Auge für die geschickteste Route im Hang absolute Grundvoraussetzung. Aber auch die Niedere Künzelspitze lässt sich mit ihren teils verbackenen Mergelflanken nicht ohne Anspruch besteigen. Für eine sichere Begehung sind zudem trockene Verhältnisse am Berg von Vorteil. Wer sich den Ansprüchen dieser Tour gewachsen fühlt, den erwartet ein botanisch interessanter Zustieg sowie rassige und weglose Anstiege auf sehr selten besuchte Gipfel in einer herrlich alpinen Umgebung ... und irgendwie fühlt man sich während dessen in längst vergangene Bergzeiten versetzt ... zumindest erging es mir so. Als Ausgangspunkt für diese Tour eignet sich der geräumige Parkplatz unterhalb von Salzbach-Vorsäß direkt an der Hochtannbergpass-Straße (etwa 1 Fahrkilometer hinter der Ortschaft Schoppernau). Von dort geht es zunächst über eine Teerstraße hinauf ins Vorsäß.

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    Bei noch traumhaftem Wetter steigen wir gemütlich an den zahlreichen kleinen Höfen und der Kapelle von Salzbach-Vorsäß vorbei. Ganz links die Niedere Künzelspitze, halb rechts der sanfte Toblermannkopf.

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    Nach einer Dreiviertelstunde passieren wir die schön gelegene Oberschalzbachalpe auf knapp 1300 Metern und es geht weiter über bequemen Forstweg dem Talschluss entgegen. Mittig zu sehen der Ruchwannekopf und ganz links das hohe Massiv des Schönebergs.

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    Blick von den herrlichen Almböden der Unteren Gautalpe auf die nahe gelegenen Allgäuer Gipfel um Diedamskopf und Falzerkopf. Von hier aus folgen wir der Beschilderung in Richtung Biberacher Hütte.

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    Ankunft auf den herrlichen Almböden nordwestlich der Hochkünzelspitze. Von hier aus geht es einfach auf günstigster Route hinüber unter die sehr steile Westflanke des nur sehr selten bestiegenen Künzelturms.

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    Schöneberg, Rosseck und Eferagrat grüßen von gegenüber. Die ersten beiden würden sich auch gut von hier aus besteigen lassen. Man trifft hier nur ganz selten auf andere Mitstreiter.

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    Blick nach Norden auf Toblermann, Hörnlegrat und das Hörnle (knapp links der Bildmitte).

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    Noch kurz über die Schutthalde der dunkler Nordwand der Hochkünzelspitze gewandert, dann kann es endlich los gehen. Wir steigen eigentlich immer in der rechten Hälfte der Flanke, zumeist über Gras oder auch ein paar festen Felseinlagerungen, immer den besten Tritten folgend. Das Gras ist leider noch feucht, konzentriertes Steigen ist angesagt.

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    Im unteren Drittel ist die Steigung des Hanges noch recht moderat (bis 40°). Im mittleren Teil steilt es dann gewaltig auf, hier werden mitunter 55-60° erreicht, nicht immer ist das Gras schön trittig und stufig.

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    Im Mittelteil. Hier steigen wir zur Kante über den Südabbrüchen des Turmes an, da hier der Hang am besten gestuft ist. Im oberen Drittel wird das Gelände dann wieder etwas zahmer, bleibt aber dennoch anspruchsvoll. Leider sind mir keine spektakuläreren Aufnahmen aus dem Anstieg geglückt, es ist wirklich steil.

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    Ausblick aus dem oberen Drittel der Steilflanke mit Blick auf Hörnlemassiv und rechts dahinter die Kansifluh. Zum Foto selbst - Horizont nicht ganz gerade, Knie drauf - früher hab ich das gefühlt besser beherrscht. Die eigentliche Steilheit im oberen Drittel liegt bei ca. 40-45°, je nach Routenwahl aber schnell auch etwas steiler.

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    Ausstieg über brüchigen Fels (I) hinauf zum Gipfel des Künzelturmes. Am besten hält man sich etwas links unter den Felsen oder direkt an der Gratkante (beides recht ausgesetzt).

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    Am Gipfel des Künzelturmes angelangt. Kein Kreuz, kein Buch, kein Steinmannl. Nach ganz kurzer Stärkung machen wir uns an den sehr anspruchsvollen Abstieg über bekannte Route hinab ins Kar.

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    Wieder im Abstieg, der steilste Abschnitt direkt unter Tobias ist leider nicht einsehbar. Nachdem wir die größten Schwierigkeiten der Steilgrasflanke hinter uns gelassen haben, steigen wir unter einem Felssporn, welcher als Rippe vom Künzelei ist Kar hinab zieht, hindurch und gelangen so ohne großen Höhenverlust in die Anstiegsflanke zur Niederen Künzelspitze.

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    Die zu bewältigen Anstiegsflanke der Niederen Künzelspitze. Wir queren auf geeigneter Linie auf die andere Seite des Kares und steigen hinauf zum gut sichtbaren, grasigen Durchlass unterhalb der Gipfelfelsen.

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    Im Durchlass ist das Gelände zwar anfangs steil, aber ganz vernünftig gestuft. (T4)

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    Nachdem wir ums Eck gebogen sind wandelt sich das Gelände schlagartig. Abschüssige Bröselschrofen verlangen einen vernünftigen Tritt und ein Auge für den besten Durchstieg (T5).

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    Anschließend geht es über eine breite aber wenig gestufte Grasmulde dem einsamen Gipfel entgegen. Nicht wirklich schwierig, dennoch muss genau in solch einem Gelände die Konzentration stets gewahrt werden.

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    Rückblick aus der Flanke zurück zum Durchlass unten halb links.

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    Der Anstieg zur Niederen Künzel ist zwar nicht trivial, dennoch überwiegt etwas die Eintönigkeit - Bergsteigerische Freuden eigentlich Fehlanzeige - sieht man mal vom genial würzigen Gipfelpanorama gegenüber ab. Eferagrat, Rosseck, Schöneberg und Ruchwannekopf (v.l.n.r.), hinter dem Ruckwannekopf der kecke Zapfen des nur selten begangenen und anspruchsvollen Kilkaschrofens, noch weiter hinten der hohe dunkle Schatten des Zitterklapfens.

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    Auf den letzten 30 Höhenmetern folgt dann nochmal Bröselschrofen vom Feinsten (I/T5). Bei Betrieb am Berg (was nur äußerst selten vorkommen dürfte) hier unbedingt Steinschlag vermeiden!

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    Am Gipfel der Niederen Künzelspitze angekommen. Außer einer skurrilen "Antenne" und einem kleinen Steinmann gibt es hier oben keine Begehungsspuren. Nach kurzer Pause machen wir uns an den bekannten Abstieg.

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    Beim Abstieg blicken wir hinaus in der herrlichen Bregenzer Wald. Links das markante Massiv der Kanisfluh, rechts der Diedamskopf.

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    Hochkünzelspitze und Künzelturm.

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    Wieder knapp unterhalb des Durchlasses.

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    Wieder am Wanderweg angekommen. Die heute bestiegenen Gipfel verabschieden sich im besten Sonnenlicht.

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    ...
     
    Zuletzt bearbeitet: 10. Oktober 2022
    Tobias gefällt das.